Sie fragen – Profis antworten

Die Teilnehmer des Praxistest Solarthermie und unsere Nutzer hatten viele Fragen zur Solarthermie. Ausgewiesene Experten für Solarthermie haben Antworten auf ausgewählte Themen geliefert: unter anderem zu der Lebensdauer der Anlagen, Solarthermie im Winter und zur Zukunft von Solarthermie.

ModernisierungsCheck: Solaranlage prüfen

Finden Sie heraus, ob sich eine Solarthermieanlage für Ihr Gebäude lohnt – und was Sie sonst noch für weniger Kosten und mehr Komfort tun können:

Bitte halten Sie Ihre Heizkostenabrechnung bereit.

„Woran erkenne ich, ob meine Solarthermieanlage auch richtig funktioniert?“

Stefan Materne, Referent Versorgungstechnik bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale(c) Verbraucherzentrale Energieberatung

Stefan Materne, Referent Versorgungstechnik bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale

www.verbraucherzentrale-energieberatung.de

Wenn ein Heizkessel nicht oder schlecht läuft, fällt es schnell auf, denn das Haus bleibt kalt. Anders ist es bei thermischen Solaranlagen: Funktionieren sie schlecht oder gar nicht, springt der Heizkessel ein. Als Verbraucher können Sie kaum erkennen, ob die Anlage bringt, was der Hersteller verspricht. Die Folgen sind gravierend, da Ihre Heizkosten steigen.

Die Solaranlage, das unbekannte Wesen

Häufig fehlt es den Anlagen an einer entsprechenden Bedienungsanleitung, auch Hydraulikschema und Einstellungsdaten sucht man oft vergeblich. So ist es selbst für Energieberater oder Fremdfirmen schwierig, die Anlage zu überprüfen. Als Eigentümer ist es für Sie nahezu unmöglich nachzuvollziehen, wie Ihre Anlage funktioniert, zumal auch selten eine ausreichende Einweisung in die Anlage stattfindet.

Unser Tipp: Wenn Unterlagen fehlen, fordern Sie diese bei der Installationsfirma an. Noch besser ist es, Sie bestehen auf die Dokumente und auf eine Einweisung bevor Sie die Schlussrechnung bezahlen.

Noch ein weiteres Problem erschwert es, die Leistung von thermischen Solaranlagen zu kontrollieren: Häufig mangelt es den Anlagen an einem Wärmemengenzähler. Das verhindert, dass der Ertrag zuverlässig ermittelt werden kann. Leider sehen die Förderbedingungen für thermische Solaranlagen den Einbau eines Wärmemengenzählers nicht zwingend vor, anders als etwa bei Wärmepumpen.

Unser Tipp: Rüsten Sie einen Wärmemengenzähler nach. Das gibt Ihnen direkt und problemlos Auskunft darüber, wie viele Kilowattstunden Ihre Solaranlage erzeugt.

Was können Sie darüber hinaus tun?

  1. Überprüfen Sie den Anlagendruck und den Volumenstrom am Durchflussmesser bei laufender Solarkreispumpe. Vergleichen Sie die Ablesewerte mit den Werten in den Unterlagen.
  2. Schalten Sie im Sommer die Nachheizung aus. Die Kollektoren sollten den Warmwasserbedarf in der warmen Jahreszeit decken können.
  3. Prüfen Sie, während die Solarkreispumpe eingeschaltet ist, die Temperaturen im Solarkreisvor- und -rücklauf. Im Vorlauf – also wenn die erwärmte Solarflüssigkeit vom Kollektor zum Speicher läuft – sollten die Temperaturen im Sommer bei Flachkollektoren zwischen 50 und 80 Grad Celsius und beim Vakuum-Röhrenkollektor zwischen 60 und 120 Grad liegen.

Ganz sicher gehen Sie, wenn ein Energieberater der Verbraucherzentrale mittels eines „Solarwärme-Checks“ die reale Leistungsfähigkeit Ihrer thermischen Solaranlage überprüft. Er schätzt die Qualität und Effizienz Ihrer Anlage fundiert ein und gibt Ihnen passgenaue Empfehlungen, wie Sie die Anlage optimieren können.

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„Wie lang halten Solaranlagen wirklich?“

Erich Temper, Leitung Technik, GASOKOL(c) GASOKOL

Erich Temper, Leitung Technik, GASOKOL

www.gasokol.at

Thermische Solaranlagen für Heizung und Warmwasser sind eine gute Möglichkeit, die Energiekosten im Gebäude zu senken. Die Wärmeenergie wird ab der Inbetriebnahme der Solaranlage von der Sonne geliefert. Kostenlos, geräuschlos und emissionslos. Das spart bares Geld und schont zugleich das Heizsystem.

Wenn Hausbesitzer überlegen, ob sich eine Solarthermieanlage für sie rechnet, steht schnell die Frage im Raum: Wie lang hält so eine Solaranlage denn überhaupt? Dazu können wir sagen: Unsere Kunden betreiben Solaranlagen, die seit über 30 Jahren jeden Tag Warmwasser bereiten und das Haus heizen. Das ist ein Resultat unseres Qualitätsanspruches.

Professionelle Planung und Installation garantieren jahrzehntelangen Ertrag

Damit eine Solarthermieanlage möglichst lange hält und konstante Erträge liefert, sind eine professionelle Konzeption und Ertragssimulation notwendig. Die Installation muss fachmännisch geplant und ausgeführt werden. Und natürlich macht der Einsatz hochwertiger Materialien das Solarsystem effizient und zugleich wartungsarm.

Wurde die Solaranlage technisch einwandfrei installiert, muss der Kunde in der Regel nicht mehr viel tun. Üblicherweise reicht es aus, die Solarthermieanlage alle zwei Jahre zusammen mit der Heizanlage warten zu lassen, um den reibungslosen und effizienten Betrieb der Anlage sicherzustellen. Bei einer solchen Wartung werden beispielsweise der Anlagendruck und die Solarflüssigkeit kontrolliert.

Darüber hinaus empfehlen wir Hausbesitzern, ein Monitoringtool zu nutzen. So können sie jederzeit prüfen, ob ihre Anlage einwandfrei funktioniert. Kommt es doch einmal zu Leistungseinbußen, werden diese schnell erkannt – und es kann ein erfahrener Handwerker zu Rate gezogen werden.

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„Lässt sich Solarthermie in den Wintermonaten sinnvoll nutzen?“

Wendelin Heinzelmann, Bereichsleiter Vertrieb, Paradigma(c) Paradigma

Wendelin Heinzelmann, Bereichsleiter Vertrieb, Paradigma

www.paradigma.de

Dass Solarthermieanlagen im Sommer Wärme produzieren, ist klar. Viele Hausbesitzer fragen sich jedoch, ob sie mit Solarthermie auch im Winter nennenswerte Erträge erzielen können. Die Antwort lautet: ja. Auch wenn die Erträge einer Solarthermieanlage je nach Jahreszeit variieren. Während der Wärmebedarf eines Einfamilienhaushalts im Sommer üblicherweise vollständig mit Solarthermie gedeckt werden kann, sind es im Winter bis zu 30 Prozent. Das liegt vor allem daran, dass es in der kalten Jahreszeit weniger Sonnenstunden gibt. Hinzu kommen Schneefälle, die sich naturgemäß mindernd auf die Energieaufnahme und damit auch auf die Energieerträge auswirken.

In Regionen, in denen es im Winter oft schneit, sollten Hausbesitzer dies bei der Anlagenplanung berücksichtigen. Zwar sinken die Erträge aller Kollektorbauarten, wenn sie mit Schnee bedeckt sind. Tests am Institut für Thermodynamik und Wärmetechnik der Universität Stuttgart haben jedoch gezeigt, dass CPC-Vakuum-Röhrenkollektoren im Gegensatz zu Flachkollektoren selbst bei Raureif und Schneebedeckung noch Sonnenenergie sammeln können. Die CPC-Spiegel unterhalb der Vakuumröhren sorgen dafür, dass möglichst viel Sonnenlicht auf den Absorber trifft. Aufgrund ihrer Form lenken sie jeden Sonnenstrahl im optimalen Winkel auf die Röhren. So wird auch eine diffuse Einstrahlung bei bewölktem Himmel wirkungsvoll in Wärme umgewandelt.

Die Zeiträume im Laufe eines Jahres, in denen tatsächlich Schnee auf dem Kollektor liegt, lassen sich aus energetischer Sicht vernachlässigen. Grobe Abschätzungen für CPC-Kollektoren gehen je nach Region von einer Minderung von maximal zwei Prozent des jährlichen Energieertrags durch Schnee aus. Es ist daher weder erforderlich noch ratsam, den Schnee von den Kollektoren zu entfernen. Üblicherweise können Hausbesitzer bei verschneiten Kollektoren einfach abwarten bis die Sonne wieder herauskommt. Dann schmilzt der Schnee meist sehr schnell weg. Auf keinen Fall sollte man aufs Dach steigen und den Schnee selbst wegräumen. Die Gefahr abzustürzen wäre einfach zu groß.

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„Kann ich bedenkenlos in den Urlaub fahren, wenn ich eine Solaranlage habe?“

Christian Sieg, Leiter Produkt- und Dienstleistungsmanagement, Vaillant(c) Vaillant

Christian Sieg, Leiter Produkt- und Dienstleistungsmanagement, Vaillant

www.vaillant.de

Solarthermieanlagen haben sich unter allen Einsatzbedingungen hervorragend bewährt. Sie fangen die Energie der Sonne ein und machen sie für die Warmwasserbereitung oder Heizungsunterstützung nutzbar. Wenn es um den Sommerurlaub geht, sorgen sich jedoch viele Hausbesitzer um ihre Anlage: Was passiert, wenn die Sonne durchgängig scheint und keine Wärme verbraucht wird? Kann es zu Schäden an der Anlage kommen? Im schlimmsten Fall sogar zum Brand?

Die Antwort lautet ganz klar: nein! Grundsätzlich sind Solarthermieanlagen für alle denkbaren Betriebsbedingungen ausgelegt – auch für den Sommerurlaub, wenn viel Wärme produziert, aber nicht verbraucht wird. Wurden die Anlagen professionell geplant und umgesetzt und werden sie regelmäßig gewartet, sind keine Probleme zu erwarten. Prinzipiell gibt es Solarthermieanlagen in zwei verschiedenen Ausführungen: als druckgeführte oder als rücklaufgeführte Systeme. Beide Anlagentypen reagieren unterschiedlich auf Überhitzung.

Überhitzung: druckgeführte Solarthermieanlage schaltet ab

Eine druckgeführte Solarthermieanlage ist vollständig mit Solarflüssigkeit gefüllt. Diese Flüssigkeit nimmt die Wärmeenergie des Kollektors auf, um sie im Warmwasserspeicher abzugeben. Ist der Wärmespeicher gefüllt, schaltet sich die Solarpumpe ab. Das heißt: Die Solarflüssigkeit zirkuliert nicht mehr, nimmt aber trotzdem weiter Wärme auf. Dadurch vergrößert sich ihr Volumen und der Betriebsdruck steigt, bis die Siedetemperatur erreicht ist. Dann bildet sich Dampf im Kollektor, der die Solarflüssigkeit in das Ausdehnungsgefäß drückt. Die Anlage schaltet ab. Erst nach einer nächtlichen Abkühlungsphase kann wieder solare Wärmeenergie aufgenommen werden. Diesen Zustand bezeichnet man als Stagnation.

Prinzipiell ist die Stagnation unkritisch und kommt in den Sommermonaten oft vor. Schwierig wird es jedoch dann, wenn beispielsweise abends mehr Personen als üblich warm duschen möchten. Ist das Warmwasser im Speicher verbraucht, kann die Solarthermieanlage – trotz anhaltender Sonneneinstrahlung – keine Wärme mehr produzieren, da sie die nächtliche Abkühlungsphase benötigt, um wieder einsatzbereit zu sein. Deshalb eignen sich druckgeführte Solarthermieanlagen besonders für Haushalte, die einen konstanten Wärmebedarf haben, der schon bei der Planung genau berücksichtigt werden kann.

Rücklaufgeführte Anlagen reagieren flexibel auf schwankenden Wärmebedarf

Schwankt der Wärmebedarf hingegen stark, sind rücklaufgeführte Solaranlagen eine gute Alternative. Bei ihnen ist das System nicht vollständig mit Solarflüssigkeit gefüllt und steht nicht unter Druck. Die Solarflüssigkeit nimmt nur dann Wärme auf, wenn sie benötigt wird. Anders gesagt: Ist keine Wärmeabnahme vorhanden und der Warmwasserspeicher vollständig bis zur Wunschtemperatur gefüllt, schaltet die Solarpumpe ab. Die Solarflüssigkeit fließt dann aus den Kollektoren und den Leitungen der Anlage in die Rohrschlange des Speichers oder den Auffangbehälter der Solarstation. Auf diese Weise wird eine Stagnation vermieden. Wird dann doch wieder Wärme benötigt, springt die Solarpumpe an und transportiert die Solarflüssigkeit in die Kollektoren – die Anlage ist ohne lange Pause sofort wieder betriebsbereit.

Ob Sie sich für eine druckgeführte oder rücklaufgeführte Solarthermieanlage entscheiden sollten, hängt von vielen Faktoren ab. Die Konstanz Ihres Wärmebedarfs ist nur einer davon. Lassen Sie sich deshalb bei der Planung Ihrer Solarthermieanlage von einem erfahrenen Handwerker unterstützen.

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„Was ist die Zukunft von Solarthermie?“

Axel Horn, Diplom-Ingenieur, Ingenieurbüro solar energie information(c) Ingenieurbüro solar energie information

Axel Horn, Diplom-Ingenieur, Ingenieurbüro solar energie information

www.ahornsolar.de

Solarthermie ist eine Ur-Technik der Energiewende: Ein Sonnenkollektor erwärmt Wasser in einem Solarspeicher. Auf diesem Weg lässt sich mehr als die Hälfte des Wärmebedarfs für Warmwasser und zusätzlich ein beträchtlicher Teil der Raumheizung decken. Welchen Energieträger auch immer die Häuser verwenden, die Energiewende profitiert von der Sonnenheizung. Weniger Öl- oder Gasverbrauch ist allemal gut für den Klimaschutz und auch mit Brennholz muss die Energiewende sparsam wirtschaften.

Die technische Basis der Solarthermie bilden ein Pufferspeicher, eine effiziente hydraulische Schaltung und optimierte Regelungstechnik. Wenn diese Elemente vorhanden sind, liefert ein klassischer Sonnenkollektor zu vertretbaren Kosten viel Wärme aus einer relativ kleinen Fläche. Darüber hinaus spart die solarthermische Anlagentechnik einen beträchtlichen Teil der Bereitschaftswärmeverluste der konventionellen Nachheizung ein.

Trotz dieser Vorteile steht die Solarthermie bislang hinter der Photovoltaik zurück. Kritisiert wird vor allem, dass die Überschüsse von Solarthermieanlagen im Sommer keine Einspeisevergütungen erzielen. Dennoch wäre es zu kurz gedacht, ausschließlich auf Photovoltaik zu setzen. Zwar ist Photovoltaik aufgrund der garantierten Einspeisevergütung derzeit lukrativer. Aber langfristig wird die über den Eigenverbrauch hinausgehende Solarstromproduktion im Sommer bestenfalls kostenlos ans Stromnetz abgegeben werden dürfen. Sonst würde der Börsenpreis für Strom an Sonnentagen mit viel Wind ins Bodenlose fallen. Kritisch ist auch der umgekehrte Fall: Wenn nicht ausreichend Ökostrom zur Verfügung steht, aber die Wärmeproduktion aus Strom trotzdem weiterläuft. Dann wird es entweder schmutzig oder teuer.

Genau deshalb ist Solarthermie nicht nur zukunftsfähig, sondern für die Energiewende unerlässlich. Gerade Besitzer von Einfamilienhäusern sollten darum nicht das gesamte Dach mit Photovoltaik belegen, sondern mit einem Sonnenkollektor zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung beginnen. Es ist konsequent, den weiteren Wärmebedarf von Häusern aus einem Wärmenetz zu decken, in das überschüssige Solarwärme eingespeist werden kann. Leider sind innovative Wärmenetze dieser Art in der Praxis noch selten. Daran sieht man: Die Zukunft der Solarthermie hat gerade erst begonnen.

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bisherige Ansprechpartnerin: Sabine Käsbohrer

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