Dämmung: Kritik auf dem Prüfstand – Argumente gegen Vorurteile

Gegen Dämmmaßnahmen gibt es viele Vorurteile. Hartnäckige Vorurteile. Und häufig genauso viele gute Argumente für eine gut geplante und fachmännisch ausgeführte Dämmung. Hier finden Sie die häufigsten Vorurteile bezüglich der Gebäudedämmung und jeweils ausführliche Hintergrundinformationen dazu.

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Mit dem Modernisierungskosten-Rechner können Sie prüfen, welche Sanierungsmaßnahmen sich für Ihr Gebäude lohnen und wie viel Energie Sie dadurch sparen.

Architekt prüft Dämmung am Haus.(c) iStock.com/Highwaystarz-Photography

In den vergangenen Jahren wurde viel über die Dämmung von Gebäuden diskutiert. Und dies nicht nur in Fachmedien – auch populäre Medien haben im Fernsehen, in Zeitungen und Zeitschriften, im Radio und im Internet über den Sinn und Unsinn von Dämmmaßnahmen berichtet. Um es gleich zu sagen: Es gibt beides, Sinn und Unsinn. Nicht jede Dämmmaßnahme ist sinnvoll, teilweise bringen andere Maßnahmen mehr Einsparung für das gleiche Geld. Da aber in der Medienberichterstattung häufig immer wieder die gleichen Vorurteile ausgebreitet werden, sollen an dieser Stelle die notwendigen Hintergrundinformationen dazu erläutert werden.

1. Wirtschaftlichkeit: Wärmedämmen ist teuer und rentiert sich nicht

Wer sein Gebäude dämmt, muss viel Geld ausgeben – einsparen kann er hingegen nur wenig.

Häuser werden über viele Jahrzehnte genutzt – daher muss hier in den entsprechenden Dimensionen gedacht werden. Einige Modernisierungsmaßnahmen erscheinen zunächst teuer und amortisieren sich erst nach Jahren. Der in seinen langfristigen Tendenzen beständige Anstieg der Energiepreise sorgt aber dafür, dass die Energieeinsparungen mit der Zeit immer lukrativer werden. Außerdem führen die Maßnahmen zumeist zu einer beträchtlichen Wertsteigerung des Gebäudes.

Und wer dämmt, wenn ohnehin Sanierungsmaßnahmen anstehen, erhöht die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme zusätzlich. Denn einige Kosten zum Beispiel die für das Aufstellen von Gerüsten, würden ohnehin anfallen. Auch wichtig: Viele Förderprogramme helfen bei der Finanzierung und sorgen dafür, dass sich Maßnahmen schneller rentieren. Und schließlich sind Investitionen in Dämmmaßnahmen immer auch Investitionen in den Wohnkomfort – auch dies sollten Hauseigentümer berücksichtigen. Aber natürlich sind nicht alle Maßnahmen für jedes Gebäude wirtschaftlich sinnvoll. Eine fundierte Vor-Ort-Energieberatung ist im Vorfeld aller Dämmmaßnahmen unerlässlich.

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2. Wärmedämmung hält nicht lang und geht schnell kaputt

Kaum sind die Kosten für die teuren Dämmmaßnahmen wieder drin, muss die Dämmung schon wieder erneuert werden.

Gut geplante und ausgeführte Dämmungen halten mindestens 40 bis 50 Jahre. Eine gedämmte Fassade, die großen Temperaturschwankungen ausgesetzt ist und vielleicht auch noch mit Kletterpflanzen bewachsen ist oder anderen mechanischen Einflüssen standhalten muss, ist jedoch regelmäßig zu überprüfen und muss gegebenenfalls repariert werden. Das Fraunhofer Institut für Bauphysik (IBP) hat in einer Langzeitstudie untersucht, dass Wärmedämmverbundsysteme insgesamt nicht schadensanfälliger sind als ungedämmte Fassaden. Und einige Schäden, wie die unten thematisierte Algenbildung, sind in erster Linie ein ästhetisches Problem, das sich nicht auf die Lebensdauer auswirkt.

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3. Wärmedämmung ist sinnlos für den Klimaschutz

Dämmmaßnahmen führen kaum zu Energieeinsparungen und tragen nichts zum Klimaschutz bei.

Rund 40 Prozent des Primär-Energieverbrauchs gehen europaweit auf das Konto von Gebäuden. Und es besteht hier ein enormes Einsparpotenzial. Natürlich sind nicht alle Sparmaßnahmen gleich zu bewerten: Während mit einer Dämmung der obersten Geschossdecke und der Kellerdecke sehr gute Sparerfolge erzielt werden können, rechnen sich aufwendige Fassadendämmungen häufig erst über einen längeren Zeitraum.

Wichtig ist allgemein, dass nur die für ein Gebäude sinnvollen Dämmmaßnahmen durchgeführt werden, dass die Dämmung fachgerecht angebracht wird und dass die Heiztechnik nach Durchführung der Maßnahmen entsprechend angepasst wird. So zeigen Analysen von co2online, dass gut gemachte Fassadendämmungen 30 bis 40 Prozent Heizenergieeinsparungen erreichen können. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern, das mit Heizöl beheizt wird, bedeuten 30 Prozent Einsparung 8.100 Kilowattstunden weniger Heizenergie im Jahr. Und damit werden nur in diesem Gebäude zweieinhalb Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr vermieden – Wärmedämmung kann also beträchtlich zum Klimaschutz beitragen.

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4. Für Dämmstoffe ist mehr Energie notwendig als gespart wird

Herstellung, Transport, Montage, Demontage und Entsorgung: Für eine Gebäudedämmung braucht man mehr Energie, als Heizenergie eingespart werden kann.

Dieses Gerücht hält sich hartnäckig. Aber die Annahme, dass die Dämmstoffe sich im Normalfall über ihren Lebenszyklus betrachtet nicht energetisch amortisieren, ist schlicht falsch: Dämmstoffe können die investierte Energie so gut wie immer über Energieeinsparungen wieder hereinholen und auch darüber hinaus viel Energie sparen. Dies gilt für alle handelsüblichen Dämmstoffe – auch wenn beispielsweise für die Herstellung von Polystyrol deutlich mehr Energie notwendig ist, als für Mineralwolle. So kann bei einer nach den derzeitigen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) angebrachten Kellerdeckendämmung mit Polystyrol die benötigte Herstellungsenergie nach etwa drei Heizperioden eingespart werden.

Und die Dämmung kann 40 bis 50 Jahre oder sogar noch länger halten. Wie lange die energetische Amortisation im konkreten Fall dauert, hängt unter anderem von der Dämmstoffstärke ab: Je dicker die Dämmung, desto länger dauert es, bis sie sich energetisch amortisiert. Dies liegt daran, dass die Wirkung der Dämmung in Form einer Hyperbel zunimmt, also die ersten Zentimeter Dämmstärke am meisten Einsparung bringen. Der Energieaufwand für die Herstellung steigt aber nahezu linear und damit steiler.

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5. Wärmedämmung: je dicker, desto besser

Dämmstoffe müssen immer so dick wie nur möglich aufgetragen werden, sonst bringen sie keine ausreichenden Ersparnisse.

Auch hier gilt wieder: Der Wärmedurchgangskoeffizient ist entscheidend. Dieser wird vom Durchmesser der Materialien und von der Wärmeleitfähigkeit der Materialien beeinflusst. Bei Dämmstoffen wird die Wärmeleitgruppe (WLG) angegeben. Die Werte konnten bei modernen Dämmstoffen deutlich verbessert, also gesenkt werden. Daher können häufig neue Dämmstoffe mit geringen Stärken als früher verwendet werden. Die Wärmeverluste werden natürlich geringer, je dicker der Dämmstoff angebracht wird. Aber ab einer bestimmten Stärke lohnt es sich weder finanziell noch ökologisch, weiter in die Breite zu gehen. Somit gilt nicht „je dicker desto besser“, sondern „guter Dämmstoff in angemessener Stärke“ – was durchaus Dämmstoffdicken um 25 Zentimetern bedeutet kann.

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6. Wärmedämmung führt zu Mieterhöhungen

Wenn gedämmt wird, steigt die Miete. Und durch Heizenergieeinsparungen kommt dieser Betrag nicht wieder rein.

Lässt ein Vermieter Modernisierungsmaßnahmen ausführen, durch die Energie eingespart werden kann, dann kann er in der Regel eine Mieterhöhung durchsetzen. Dabei ist es rechtlich möglich, elf Prozent der Modernisierungskosten auf die Jahresmiete aufzuschlagen. Das bedeutet: Je teurer die Modernisierung ist, desto höher kann die Mieterhöhung ausfallen. Wenn eine Modernisierungsmaßnahme allerdings über das CO2-Gebäudesanierungsprogramm gefördert wird, muss der Vermieter die Förderleistungen von den Kosten der Modernisierung, die zu einer Mieterhöhung führen können, abziehen. Wie sich die Mieterhöhung und die Energieeinsparung im konkreten Fall zu einander verhalten, hängt von vielen Faktoren wie dem Zustand des Gebäudes, den umgesetzten Maßnahmen, den dabei verwendeten Materialien und den ggf. abzuziehenden Instandsetzungsanteilen ab.

Auch können soziale Gründe dazu führen, dass nicht das höchst mögliche Maß an Mieterhöhungen durchgesetzt wird. Auf der anderen Seite kann ein Mieter natürlich durch geringere Heizkosten von einer energetischen Modernisierung profitieren. Denn eine Wärmedämmung führt in aller Regel durchaus dazu, dass der Energieverbrauch und damit auch die Heizkosten sinken. Der Deutsche Mieterbund schätzt allerdings, dass bei den meisten energetischen Modernisierungen die Mietsteigerung etwa drei bis vier Mal so hoch ausfällt, wie die eingesparten Heizkosten. Immer berücksichtigt werden muss bei solchen Betrachtungen: Eine Modernisierung führt zumeist auch zu einem höheren Wohnkomfort. Und auch diese Qualität rechtfertigt natürlich höhere Mieten. Jedenfalls in sinnvollen Grenzen: Teilweise werden unter dem Deckmantel der umweltfreundlichen energetischen Sanierung auch unnötige Luxussanierungen versteckt, die dann zu beträchtlichen Mieterhöhungen führen können.

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7. Wärmedämmung macht krank

In Dämmstoffen sind häufig gesundheitsschädliche Fasern und Chemikalien.

In Deutschland ist die Herstellung und Verwendung von krebserregendem Asbest, das unter anderem auch für die Gebäudedämmung eingesetzt wurde, seit 1993 verboten. Faserstaub von Mineralwolle kann zwar, nach dem gleichen Prinzip wie bei Asbest-Fasern, krebserregend wirken – aber seit 2000 sind in Deutschland nur noch Mineralwolle-Dämmstoffe auf dem Markt, die biolöslich und damit nicht krebserregend sind. Außerdem wurde Dämmstoffen lange das Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) beigemischt, das gesundheitsschädigend wirken kann.

Inzwischen gilt ein weltweites Herstellungs- und Anwendungsverbot – der Stoff kann allerdings in alten Dämmstoffen weiterhin vorkommen. Ist der Dämmstoff aber fachgerecht verbaut und unbeschädigt, besteht keine Gesundheitsgefährdung. Auch die Ausdampfungen von Polystyrol-Platten werden als gesundheitsschädlich eingestuft. Daher müssen fabrikneue Platten immer erst vier Wochen gelagert werden, bevor sie in den Handel gehen können. Spätestens nach drei Monaten sind die schädlichen Emissionen nahezu vollständig verflogen, sodass keine Gesundheitsgefahr besteht.

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8. Zu viel Dämmung führt zu Schimmelbildung

Nach der Dämmung kann die Luftfeuchtigkeit nicht mehr entweichen und es beginnt in den Innenräumen zu schimmeln.

Schimmel in Innenräumen entsteht in aller Regel dort, wo Luftfeuchtigkeit an kalten Flächen kondensiert, sich also Feuchtigkeit niederschlägt. Eine korrekt ausgeführte Dämmung verhindert genau dies, da sie Wände, Decken und Böden vor Kälte schützt. Verbleiben jedoch Wärmebrücken, kann sich dort die Feuchtigkeit konzentrieren, sodass Schimmel entsteht. Neben der Dämmung ist deshalb auch ein angemessenes Lüften extrem wichtig, damit die Feuchtigkeit, die bei der Nutzung von Wohnräumen zwangsläufig entsteht, abgeführt werden kann. Regelmäßiges Stoßlüften bei weit geöffnetem Fenster (keine Kipp-Lüftung) sorgt für Luftaustausch und weniger Luftfeuchtigkeit im Raum. Gleichzeitig verhindert richtiges Lüften das Auskühlen der Wände, was wiederum das Schimmelrisiko und auch die Heizenergieverluste minimiert. Werden neue Fenster eingebaut, sollte ein professionelles Lüftungskonzept erstellt werden. Häufig ist der Einbau eines mechanischen Belüftungssystems empfehlenswert.

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9. Umweltverträglichkeit: Dämmstoffe sind schlecht für die Umwelt

Die Dämmmaterialien enthalten viele giftige Substanzen, die die Umwelt schädigen können.

Ökologische Dämmstoffe wie Zellulose, Holzfasern oder Blähglas sind kein Problem für die Umwelt. Auch Mineralwolle hat keine erwähnenswerten Umweltauswirkungen. Und die auf Polystyrol („Styropor“) basierenden Dämmstoffe bestehen zu ungefähr 98 Prozent aus Luft und nur zu zwei Prozent aus Kunststoff – genauer gesagt aus aufgeschäumtem Erdöl. Öl ist eine fossile und damit endliche Ressource, bei deren Verbrennung das klimaschädliche CO2 entsteht. Bei einer fachgerechten stofflichen Nutzung sind aber keine Umweltauswirkungen zu erwarten, die über andere übliche kunststoffhaltige Produkte oder Verpackungen hinausgehen. Allerdings wurde Dämmstoffen lange das Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) beigemischt. HBCD ist umwelttoxisch und wurde unter der europäischen Chemikalien-Verordnung als „besonders besorgniserregender Stoff" eingestuft.

Inzwischen gilt ein weltweites Herstellungs- und Anwendungsverbot, das 2015 auch die Dämmstoffe einschließt. Da HBCD ein sehr langlebiges Umweltgift ist, kann es aber in älteren Dämmstoffen weiterhin vorkommen. Auch problematisch sind sogenannte Biozide, die den Anstrichen und Putzen der Wärmedämmverbundsysteme sehr häufig beigemischt werden, damit diese nicht von Algen oder Schimmel befallen werden. Diese Substanzen werden mit der Zeit durch Regen ausgewaschen und gelangen so in die Umwelt. Viele Hersteller „verkapseln“ die Biozide inzwischen und vermindern damit die Gefahr des Auswaschens. Zudem können Mineralfarben, mineralische Putze und größere Putzstärken einen guten und unbedenklichen Schutz gegen Algenbefall bieten. Es besteht jedoch weiterer Forschungsbedarf, um das Problem in den Griff zu bekommen.

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10. Entsorgung: Dämmstoffe sind Sondermüll

In Zukunft werden riesige Mengen Sondermüll durch kaputte Dämmungen anfallen, die die Umwelt belasten.

Sondermüll gibt es im Abfallrecht nicht, gemeint sind mit diesem Begriff zumeist die "gefährlichen Abfälle". Wenn Gebäude oder Gebäudeteile abgerissen werden, wird jeglicher Bauschutt als gefährlicher Abfall klassifiziert, es sei denn, die verschiedenen Materialien können sortenrein getrennt werden. Ist dies möglich, dann werden die Dämmstoffe einfach als Bauschutt entsorgt. Allerdings können aufgrund ihrer Verarbeitung nicht immer alle Materialien getrennt werden. Damit ist die Entsorgung einiger Dämmstoffe in der Tat problematisch, da zum Beispiel das umweltschädigende und heute verbotene Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) beigemischt wurde. Es wird aber an anderen Verarbeitungsmethoden gearbeitet, die zum Beispiel nicht über Verklebungen, sondern über Verkantungen funktionieren, die leichter wieder getrennt werden können.

Bisher fallen nur geringe Mengen zu entsorgende Dämmstoffe an, da der Großteil der Dämmungen noch viele Jahre im Einsatz sein wird. Und ab 2020 müssen 70 Prozent des Polystyrols, das als Wertstoff gilt, recycelt werden. Einige Hersteller bieten bereits heute an, alte Wärmedämmverbundsysteme zu sanieren. Dies ist aber nicht für alle Dämmungen durchführbar. An Recyclingverfahren für diese Dämmstoffe wird derzeit gearbeitet. Zum Beispiel gibt es sogenannten „Dämmbeton“, bei dem Beton recyceltes, gemahlenes Polystyrol beigemischt wird. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung der zerkleinerten mineralischen Komponenten für den Straßenbau. Für den großtechnischen Einsatz stehen Recyclingverfahren aber bislang noch nicht zur Verfügung. Heute werden alte Dämmstoffe "thermisch verwertet", sie werden also verbrannt – wodurch sie zumindest noch zur Fernwärmeversorgung beitragen können.

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11. Wärmedämmung ist brennbar und erhöht die Brandgefahr

Dämmung ist gefährlich: Wenn es zu einem Brand kommt, wirken Dämmstoffe als Brandbeschleuniger und sorgen dafür, dass sich das Feuer auf weiteren Etagen ausbreiten kann.

Nicht alle Dämmstoffe sind brennbar, Mineralwolle beispielsweise nicht. Die häufig eingesetzten Kunststoffschäume (Polystyrol) und auch die meisten ökologischen Dämmstoffe sind brennbar, werden aber durch Zugabe von Flammschutzmitteln in der Regel „schwer entflammbar“ (DIN EN 13163 B1). Bei Wärmedämmverbundsystemen mit Polystyrolplatten müssen ab einer bestimmten Bauhöhe zudem sogenannte Brandriegel aus Mineralwolle als Brandschutz eingefügt werden, zwischen denen sich maximal zwei Etagen befinden dürfen. Werden Dämmmaßnahmen korrekt unter Beachtung aller Brandschutzbestimmungen durchgeführt, besteht keine erhöhte Brandgefahr, erklärt Professor Ulrich Möller vom Lehrbereich Bauphysik der Hochschule für Technik in Leipzig. Weiter verringert werden kann die Gefahr, wenn beispielsweise Mülltonnen oder Motorräder so platziert werden, dass sie mindestens einen oder zwei Meter Abstand zur gedämmten Fassade halten.

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12. Das Mauerwerk meines Hauses ist dick genug, da ist keine Dämmung notwendig

Gerade ältere Häuser haben dicke Wände. Diese halten warm und müssen nicht gedämmt werden.

Nicht die Stärke der Wand, sondern der Wärmedurchgangskoeffizient bestimmt die Wärmemenge, die durch ein Bauteil entweicht. Für diesen Wert, der „U-Wert“ genannt wird, gilt: je niedriger, desto besser. Beispielsweise hat ein 36 Zentimeter starkes und verputztes Mauerwerk einen U-Wert von ungefähr 1,20 W/m² K. 61 Zentimeter dickes Mauerwerk des gleichen Materials hat einen U-Wert von 0,75. Der heute geforderte Wert für Außenwände liegt bei 0,24 W/m² K. Um diesen Wärmedurchgangskoeffizient für die oben beschriebene 36 Zentimeter starke Wand zu erreichen, ist eine zusätzliche Dämmung mit der Wärmeleitgruppe WLG 035 von zwölf Zentimetern Stärke erforderlich. Der alleinige Blick auf die Dicke des Mauerwerks reicht also nicht aus, um zu beurteilen, ob in einem Gebäude nicht unnötig oder sogar unzulässig viel Heizenergie verloren geht.

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13. Wärmedämmung ist eine Lüge: Die Wände müssen atmen können

Die Luft muss ungehindert zirkulieren können, daher ist es nicht sinnvoll, die Wände zu dicht abzuschotten.

Wände können nicht atmen – der wichtige Luftaustausch erfolgt ausschließlich durch das Lüften über die Fenster oder eine Lüftungsanlage. Die Aussage, Wände können atmen, bezieht sich auf die bauphysikalische Wasserdampfdiffusion. Diese sorgt dafür, dass insbesondere in der kalten Jahreszeit ein hohes Dampfdruckgefälle von innen nach außen entsteht. Dabei kann in bestimmten Bauteilschichten durch die Taupunktunterschreitung Wasserdampf kondensieren. Dieses Phänomen tritt bei Fehlplanungen und manchmal in unsanierten Altbauten auf und kann zu Beschädigungen des Baumaterials durch die Kondensatbildung führen. Eine korrekte Planung und Ausführung der Dämmung hält das Gebäude dagegen trocken und warm und schützt es so.

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14. Absaufende Fassaden: Dämmstoffe werden feucht

Wenn die Putzschicht beschädigt ist, kann sich die Fassadendämmung bei Regen mit Wasser vollsaugen, was zu Feuchteproblemen führt.

Wenn etwas kaputt geht, muss es repariert werden. Schäden an der Fassade sind in der Regel leicht zu erkennen und müssen schnell behoben werden, dann können keine Feuchtigkeitsschäden entstehen. Allerdings kann es bei Montagefehlern zu Feuchtigkeitsproblemen kommen, wenn beispielsweise schon in der Bauphase die Dämmung nass wird. Eine „dampfdichte“ Putzschicht bei Wärmedämmverbundsystemen kann ebenfalls zu Problemen führen. Es sollte daher sichergestellt werden, dass Feuchtigkeit abgeführt werden kann. Zu feuchten Außenflächen an Außenwänden kann es trotzdem kommen, wenn beispielsweise in Nordausrichtung Bäume oder Büsche sehr nah am Haus stehen. Dieses Problem kann aber bei jeder Fassade auftreten – ob gedämmt oder nicht.

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15. Durch Wärmedämmung bilden sich Algen an der Hauswand

Gedämmte Fassaden bleiben nach dem Regen feucht, daher kommt es zu deutlich sichtbarer Algenbildung direkt auf der Fassade.

Gedämmte Fassaden trocknen langsamer als ungedämmte, weil die Wärme aus den Innenräumen nicht bis zur Oberfläche durchdringen kann. Das kann zur Bildung von grünen Algenflecken auf der Putzschicht führen. Deshalb sollte bei Dämmmaßnahmen immer ein geeigneter Witterungsschutz eingeplant werden. Ausreichende Dachüberstände und Tropfkanten an den Fensterbänken sind beispielsweise sinnvoll. Auch die Beschaffenheit der Fassadenoberfläche ist wichtig. Dickschichtige, diffusionsoffene mineralische Putze und relativ dunkle Anstrichfarben können helfen. Sie speichern die Wärme der Sonne und verringern so die Tauwasserbildung. Zudem nehmen sie Feuchtigkeit auf und können sie kontinuierlich wieder abgeben. Allgemein ist die Algenbildung ein ästhetisches Problem, das keine Auswirkung auf die Gesundheit oder auf die Haltbarkeit der Dämmung hat. Jedoch bleibt die Behandlung der Wärmedämmverbundsysteme mit Bioziden zur Vermeidung von Algen ein Problem, an dem noch geforscht werden muss.

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16. Wärmedämmung mit Löchern: Spechte zerstören Dämmplatten

Vögel picken Löcher in gedämmte Fassaden und zerstören damit die teure Dämmung.

Es kommt tatsächlich vor, dass Spechte Fassaden beschädigen – häufig, weil sich Insekten in Zwischenräumen eingenistet haben. Bei fachmännisch durchgeführten Fassadendämmungen gibt es aber keinerlei Zwischenräume. In jedem Fall ist sicherzustellen, dass eine ausreichende Stärke der Oberputzschicht aufgetragen wird, die nicht durch Tiere beschädigt werden kann. Wenn es trotzdem zu Beschädigungen kommt, müssen diese schnell ausgebessert werden, damit es nicht zu Folgeschäden durch beispielsweise Feuchtigkeit kommt.

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17. Nach der Dämmung sehen Häuser aus wie Bunker

Erschlagend dicke Wände, schießschartenartige Fensterschlitze, keinerlei Fassengestaltung: Nach der Dämmung sehen die Gebäude furchtbar aus.

Natürlich vergrößert sich bei Dämmmaßnahmen die Stärke von Wänden und Decken. Es lohnt sich daher, sich vor einer Dämmmaßnahme über deren ästhetische Wirkung zu informieren und ggf. auf andere Dämmstärken oder auch andere Maßnahmen zurückzugreifen. Außerdem können gedämmte Fassaden zum Beispiel mit Stuckelementen gestaltet, ansprechend verputzt und nach Belieben gestrichen werden. Für kreative Lösungen sollte ein Architekt hinzugezogen werden. Auf einigen Fassaden – zum Beispiel historischen norddeutschen Backsteinfassaden, aufwendigen Stuckfassaden und denkmalgeschützten Fassaden – sollte man allerdings wirklich nur in Ausnahmefällen eine Außendämmung anbringen. Hier ist dann zu prüfen, ob stattdessen eine Innendämmung und die Dämmung der Rückfassade möglich sind.

Überzeugt? Wenn Sie nun direkt loslegen möchten, erfahren Sie mit unserem Leitfaden Dämmung in fünf Schritten, wie Sie Ihr Gebäude fachgerecht dämmen, wie viel das kostet und welche Fördermöglichkeiten es dafür gib.

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Hier finden Sie eine übersichtliche Checkliste mit den wichtigsten Informationen rund ums Dämmen.

Darin sehen Sie auf einen Blick:

  • Wann Sie über eine Dämmung nachdenken sollten.
  • Wie Sie eine Dämmung richtig planen.
  • Wo Sie Zuschüsse und Kredite beantragen können.
  • Was Sie beim Beauftragen von Handwerkern beachten sollten.
  • Wie Sie Erfolge kontrollieren und nachbessern können.

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Autor: Stefan Heimann

ehem. Ansprechpartner für Dämmung und Mobilität

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